Hannover. Ein Gottesdienst, wie ihn Hannover noch nicht erlebt hat: Als Teil des 39. Kirchentags versammelten sich am Freitagabend rund 400 Menschen in der Markuskirche zu einem besonderen Operngottesdienst, der Musik und Liturgie, Predigt und Arien auf eindrucksvolle Weise verband.
Zwei Solisten der Staatsoper Hannover – Bassbariton Marcell Bakonyi und Tenor Christopher Sokolowski – interpretierten berührende Arien aus Bohuslav Martinůs Oper „The Greek Passion“, die derzeit im Opernhaus Hannover zu sehen ist. Kantor Martin Ditterle übte mit der Gemeinde einen Kyrie-Gesang aus dem ersten Akt der Oper ein – unterstützt von einem kleinen Glas Weißwein am Platz, das half, die Zungen zu lockern. So wurde die versammelte Gemeinde zum wohl größten Opernchor der Stadt.
Regionalbischöfin Petra Bahr gestaltete den Gottesdienst gemeinsam mit Pastor Johannis Feisthauer. In ihrer Predigt stellte sie das Thema des Erbarmens in den Mittelpunkt. Die Oper zeige, wie schnell aus Vertrauten Fremde werden und wie wichtig es sei, die eigene Verletzlichkeit anzuerkennen. „Man möchte auf die Bühne rennen und die Figuren schütteln: Erbarmt Euch doch. Ihr seid einander so gleich. Eine Menschengemeinschaft. Doch in diesem Moment wird auch deutlich: Ich bin ja gemeint“, sagte Bahr. „Ohne Erbarmen verlieren wir unser Menschsein.“
Ein Gottesdienst, der tief berührte – musikalisch, theologisch und menschlich.